KISS Syndrom Kinder schreien häufig und wachen nachts oft auf

Mit dem Kiss Syndrom bezeichnet man eine Fehlhaltung des Atlaswirbel, die zuweilen auch Schiefhals genannt wird. Es handelt sich dabei nicht um eine Krankheit im engeren Sinne, sondern um eine Steuerungsstörung, die auf eine Blockade des Atlasgelenk zurückzuführen ist.
Verursacht wird ein Kiss Syndrom meistens bei der Geburt. Das hat mit den nicht unbeträchtlichen Einwirkungen zu tun, denen ein Kind bei der Entbindung ausgesetzt ist. So werden die Halsmuskeln gedehnt, der Schultergürtel gezerrt und der Kopf gedrückt. Zudem kann es geschehen, dass während der Presswehen Kopf und Hals in gebeugter und gedrehter Position oft stundenlang gegen den Rumpf gedrückt werden. Die für die Kopfhaltung verantwortliche Sensomotorik kann auf diese Weise gestört werden. Das betrifft vor allem schwere Geburten, die mit Hilfe einer Saugglocke oder Zange durchgeführt werden.

Man kann grundsätzlich zwei Formen des KISS Syndrom unterscheiden, zwischen denen es aber häufig zu Überschneidungen kommt. Der erste Typ wird gemeinhin als muskulärer Schiefhals bezeichnet, auch wenn die Bezeichnung umstritten ist. Die betroffenen Babys halten den Kopf zu einer Seite, was manchmal dazu führt, dass sich am Hals eine feuchte und entzündete Hautfalte bildet. Beim zweiten Typ, der gewissermaßen die symmetrische Variante darstellt, beugen die Kleinen den Kopf nach hinten zurück. Hinweise auf ein KISS Syndrom können zum Beispiel erkennbar werden, wenn das Kind eine bevorzugte Blickrichtung hat und den Kopf immer zu einer Seite dreht. Auch Schwierigkeiten beim Saugen und Schlucken und häufiges Sabbern können Zeichen sein. Ebenso achtsam sollte man sein, wenn das Kind eine auffällige Kopfform hat, oft schreit und wenig schläft, in der Entwicklung zurückbleibt, früh angefangen hat zu laufen und die Krabbelphase ausgelassen hat, Asymmetrien oder eine fixierte Haltung aufweist.
Kommt es zu keiner Atlastherapie, können schwerwiegende Folgen wie das sogenannte KIDD-Symptom auftreten. KIDD ist die Abkürzung für ,,Kopfgelenk induzierte Dysgnosie und Dyspraxie“. Unter Dysgnosie versteht man Wahrnehmungsstörungen, mit Dyspraxie bezeichnet man Koordinationsstörungen, die daran hindern, erlernte Bewegungen auszuführen und eine auffällige Ungeschicklichkeit hervorrufen. Zu den KIDD-Symptomen zählen u. a. ADS, ADHS sowie Lern- und Konzentrationsstörungen.

Skoliose mit Beckenschiefstand

Die Folgen eines unbehandelten Kiss Syndroms sind oft auch im Erwachsenenalter spürbar

Die Folgen eines unbehandelten KISS Syndrom können bis ins Erwachsenenalter spürbar sein, wobei sich die Krankheitsmerkmale allerdings verschieben. Typische Symptome sind Beckenschiefstände, Knieschmerzen, Nacken- und Rückenschmerzen, Hörsturz, Tinnitus, Schwindelgefühle und Benommenheit sowie Kopfschmerzen, Migräne und Stoffwechselstörungen. Ein Kiss Syndrom im Erwachsenenalter muss jedoch nicht immer die Folge einer in der Kindheit verschleppten Erkrankung sein, sondern kann sich auch im Zusammenhang mit einem späteren traumatischen Ereignis entwickeln. Leider sind nicht alle Kinderärzte in der Lage, das KISS Syndrom zu erkennen. Häufig werden die Eltern damit vertröstet, dass sich die Sache schon ,,auswächst“.
Fatalerweise lernen es die Kleinen häufig, ihre Schmerzen und Fehlhaltungen zu kompensieren, sodass es zusätzlich erschwert wird, das Beschwerdebild richtig zu erfassen. Um eine eindeutige Diagnose zu erstellen, empfiehlt es sich daher, einen spezialisierten KISS Syndrom Atlastherapeuten aufzusuchen. Dieser stützt sich bei seiner Diagnose auf Anamnese und Differenzialdiagnose sowie die Untersuchung verschiedener Reflexe. Eine Röntgenaufnahme ist nur bei unklarer Diagnose erforderlich.

Die Behandlung zielt auf eine Aufhebung der Blockaden

Ziel der Atlastherapie ist es, die Blockade der Kopfgelenke und der Halswirbelsäule aufzuheben. Darüber hinaus geht es darum, Verspannungen und Verhärtungen der umliegenden Strukturen wie Muskeln, Nerven und Blutbahnen, zu lösen. Das geschieht vor allem mit den verschiedenen Methoden der manuellen Medizin, zu denen u. a. die Craniosakraltherapie, Chiropraktik, Osteopathie und Atlastechnik gehören. In vielen Fällen reichen ein paar vorsichtige Handgriffe und ein sanfter Druck, um den normalen Zustand herzustellen. Nach der Behandlung muss man sich auf eine Reaktionsphase einstellen, die unter Umständen bis zu zwei Wochen dauert. In dieser Zeit können sich die Symptome kurzfristig verschlechtern. Während bei Säuglingen und Kleinkindern in zahlreichen Fällen eine einzige Behandlung ausreicht, sind bei größeren Kindern oder bei schwererer Symptomatik mehrere Sitzungen erforderlich. Bei Erwachsenen ist die Behandlung in der Regel aufwendiger. Hier haben sich meistens regelrechte Störungsmuster entwickelt. Daher ist es erforderlich, nicht nur die Kopfgelenke und die umgebende Region zu behandeln, sondern darüber hinaus die gesamte Wirbelsäule und das Becken miteinzubeziehen.
Wenn man sich klar macht, wie viele Beschwerden mit KISS Syndrom im Zusammenhang stehen, wird man verstehen, wie wichtig eine möglichst frühe Diagnose und Behandlung sind.

Halswirbelsäule und Körperwahrnehmung

Funktionsstörungen der Halswirbelsäule können weitreichende Folgen haben. Denn die Muskeln und Bänder der Wirbelsäule bilden ein wichtiges Reflexzentrum, das sowohl die Raumwahrnehmung als auch die Spannung der Haltemuskulatur steuert. Als Teil des Bewegungs- und Gleichgewichtsapparates sind sie mit der Hauptschaltzentrale des Gehirns und den vegetativen Zentren des Nervensystems verbunden. Außerdem spielen sie eine entscheidende Rolle beim Einschlafen. Denn unser Schlaf wird u. a. dadurch eingeleitet, dass sich die Halsmuskulatur entspannt.